HIRAMEKI Peng+Hu – Vom Fleck weg schön
Mitmachbücher gibt es seit einiger Zeit in vielen Variationen auf dem Buchmarkt für Kinder und Jugendliche und sie behaupten sich mit Bravour gegen die wachsende Macht der digitalen Medien. Bisher kommt jedoch keines so schwungvoll und leichtfüßig daher wie HIRAMEKI Der geniale Klecks- und Kritzelspaß vom Autorenduo Peng und Hu aus dem Kunstmann Verlag. Einprägsam und anspielungsreich prangt der rotgelackte Titel HIRAMEKI auf dem Paperback, das damit förmlich zum Befühlen, Aufschlagen und Ausprobieren auffordert.
Glück und Klecks wird Geistesblitz, d.h. hirameki
Peng und Hu sind von vornherein schon beste Namen für ein Künstlerpaar, bestehend aus zwei Herren im weißen Anzug mit Sonnenhut, die augenzwinkernd zwischen fernöstlichen Weisheiten und weitem Himmel am Nordseestrand herumturnen. Der Seewind hat ihre aufgespannten Schirme davongetragen und herrliche Flecken ins Buch hineingeweht: Diese sind keineswegs zum Nachmachen, sondern sie geben jede Menge Anregungen zum Weiterspinnen und Selbermalen auf dem dafür bestens geeigneten griffigen Papier.
Mit den Flecken wird nun gespielt: Was siehst du darin? Woran erinnert dich die Form? Bisweilen erkennt man Tierfiguren, bisweilen Menschengesichter. Augen, Münder, Beine, Flügel usw. sind schnell ausgemacht oder mit wenigen Strichen hinzugefügt. Oder eben nicht. In sieben Kapiteln von minimalistisch bis zu freestyle kann der HIRAMEKI-Band vervollständigt werden und wird garantiert bleibende Spuren im weiteren kreativen Leben der kleinen und erwachsenen Interpreten hinterlassen.
Ob allein, zu zweit oder in der Gruppe: hirameki macht immer einen heidenspaß
Das spielerische Ergänzen der Farbkleckse zu Fantasiegebilden ist ein Spaß für Jung und Alt, für die ganze Familie: HIRAMEKI holt die dreijährige Liesel aus dem Sandkasten und den elfjährigen Hans weg vom PC. Opa will ebenso mitmachen wie der pubertierende Feger aus der Nachbarschaft. Es braucht nichts weiter dazu als einen dunklen Stift und Kritzellaune. Zwei, drei oder noch mehr Fleckinterpreten erhöhen den Spaßfaktor proportional.
In einer anderen Variante hatten dies bereits Max Ernst und die Surrealisten an der sogenannten Methode des „Cadavre Exquis“ spielerisch vorexerziert: Mehrere Künstler lassen in einem Spiel mit gefaltetem Papier eine Art kollektive Collage entstehen, indem jeder für sich ohne Kenntnis von der jeweils vorhergehenden Mitarbeit einen Teil des Bildes beisteuert.
Lass den Künstler aus dir heraus und erlebe das hochgefühl des hirameki!
Ein bekanntes Mittel der psychologischen Praxis, an das Unbewusste heranzukommen, ist der Rorschachtest: Dabei wird nasse Farbe zwischen zwei Papierseiten gepresst und damit ein symmetrischer Farbfleck erzeugt. Dieses Zufallsmuster eröffnet dem Probanden den Zugang zu seinem Unterbewusstsein. In ähnlicher Weise umgehen Peng und Hu die Vorsätzlichkeit: Nichts wird rational herausgearbeitet, sondern es blitzt allein die Fantasie, die Kreativität hat freie Bahn. Hier tut sich die Tür zum eigenen Innenleben weit auf und jeder sieht, was er in sich trägt. Der Rest ist dann nur noch eine Frage der Vorstellungskraft: „Betrachte eine Wand mit ihren Flecken und Rissen und du siehst dort ganze Landschaften mit Bergen und Flüssen, die bis ins Meer fließen.“ (Leonardo da Vinci).
Missgeschick? – Nein! Kleckselglück!
Dieses Buch ist nur der Anfang. Vom HIRAMEKI-Geist beflügelt wird es kein Halten mehr geben: Flecken auf dem Tisch, an der Wand, am Hemd werden immer und überall zur Ausgestaltung rufen. Brauchbar sind da fruchtige Säfte, vor deren Flecken auf dem weißen T-Shirt die gute Ariel-Klementine immer gewarnt hat, aber auf einem schönen saugfähigen Papier erblühen Fantasie-Wesen. Hab’ Spaß, mach’ dich schmutzig! Probier’ Sachen aus, die du noch nie versucht hast, um Farben für Flecken zu finden. Zum Beispiel das Blaulila von frischgepresstem Blaukrautsaft, das durch einen Tropfen Zitronensaft pink aufleuchtet, mit einem Tropfen Spülmittel jedoch ergrünt. Gut als „Fleckmittel“ geeignet sind farbige Flüssigkeiten, die gar nicht zum Malen gedacht sind, aber in ihrer Wirkung normale Malkasten-Farben übertreffen, weil sie eben nicht standardisiert sind und im Trocknungsverhalten mit Rändern und Schattierungen aufwarten, die deine Fantasie herausfordern.
Die goldene Regel des HIRAMEKI heißt: Machen! Und nochmals machen! Und zwar so lange bis du nicht umhinkannst, an jedem auch noch so unbedeutenden Fleck in deiner Umgebung die Kunst des HIRAMEKI anzuwenden. Dafür wird dir vielleicht eines Tages der von Peng und Hu in Aussicht gestellte kaiserliche Fleck am Bande verliehen!
TROUBLE UNDERSTANDING GERMAN? JUST VISIT DEEPL AND YOU’RE DONE!
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