LOVE Kidswear, Münchens neue Kleider

Wer bei Vivienne Westwood gearbeitet hat, der ist bestens gewappnet für die knallharte Modewelt. Designerin Franziska Bergmiller hatte das große Glück, der „Queen of Punk“ über die Schulter zu schauen, und konnte in dieser Zeit viel von der exzentrischen Engländerin lernen. So viel, dass die gebürtige Münchnerin London mittlerweile den Rücken gekehrt hat, um in ihrer Heimat ein eigenes Label ins Leben zu rufen: LOVE Kidswear, klingt wunderbar positiv und steht für individuelle, hochwertige und fair produzierte Kindermode.

Fairness und Nachhaltigkeit sind Franziska Bergmiller zwei besonders wichtige Anliegen, wie sie uns im Interview beteuert. Mit uns spricht die Modedesignerin unter anderem über ihre intensive Zeit bei Vivienne Westwood und erklärt, was ihr junges Kindermodelabel so einzigartig macht …

Interview mit Franziska Bergmiller von LOVE Kidswear

Franziska Bergmiller hat mit LOVE Kidswear ein Herzensprojekt realisiert

Franziska hat mit LOVE Kidswear ein Herzensprojekt realisiert

MILAN Magazine: Frau Bergmiller, nach einigen Jahren bei der „Queen of Punk“: Wie viel „Vivienne Westwood“ steckt in Ihrer Kindermode?

Franziska Bergmiller: Ich habe bei Vivienne Westwood direkt nach meinem Studium angefangen und die Erfahrungen, die ich dort gemacht habe, haben mein ganzes Modebewusstsein stark beeinflusst.

Vivienne Westwood hat eine sehr eigene Herangehensweise an Schnitte, und ich denke, einiges davon ist in meine Entwürfe eingegangen.

Vor allem aber hat mich ihr sensibles Gespür für Farben geschult. Meine Liebe zu eleganten, entsättigten Farben hat sich in meiner Zeit bei Vivienne Westwood entwickelt.

Bei meinem eigenen Kindermodelabel mische ich meist entsättigte Farben mit kräftigen Farben, die lebhafter anmuten. Meine Designs sind insgesamt simpler in der Konstruktion, da ich der Meinung bin, dass Kindermode unbeschwert und nicht so angezogen wirken soll.

 

Das Streifenkleid greift das Kollektionsthema "Urban Circus" subtil auf

Das Streifenkleid greift das Kollektionsthema „Urban Circus“ subtil auf

MM: Und wie war es, mit der exzentrischen Designerin zu arbeiten?

FB: Bei Vivienne Westwood zu arbeiten war sehr spannend, lehrreich und einfach toll.

Das Unternehmen hatte in der Zeit, in der ich dort gearbeitet habe, relativ flache Hierarchien und keine festgefahrenen Strukturen. Dadurch konnte man, wenn man wollte, sehr vielseitig eingesetzt werden und arbeiten. Ich hatte als Praktikantin angefangen das Lookbook der Vivienne Westwood Bridal Collection (Hochzeitskollektion) zu illustrieren.

Direkt im Anschluss wurde mir der Job als Design Assistentin vom Design Manager angeboten. In dieser Position habe ich einige Red Label Kollektionen für den japanischen Markt entworfen, die auch dort produziert wurden. Nach nur wenigen Monaten bin ich regelmäßig nach Japan gereist um die Produktion zu überwachen, für Lookbook Shootings usw., und das war extrem spannend – für mich eine der schönsten Erfahrungen in meiner Zeit dort.

In London, in den Westwood Studios, war ich in diverse andere Tätigkeiten eingebunden, wie das Styling und die Artdirektion von Lookbook Shootings, Modenschauen und Werbekampagnen. Das sind vielfältige wertvolle Erfahrungen, die mir jetzt sehr zugutekommen.

MM: Mit „LOVE Kidswear“ haben Sie vor gut einem Jahr ein neues Kindermodelabel auf den Markt gebracht. Was fasziniert Sie daran, Mode für Kinder zu entwerfen?

FB: Ich empfinde die Arbeit mit Kindern und Kindermode als sehr positiv und unbeschwert. Die Entwürfe dürfen verspielter sein und das macht mir einfach Spaß. Mein modischer Anspruch an die Entwürfe meiner Kollektionen ist jedoch in der Kindermode der gleiche wie in der Erwachsenenmode und fasziniert mich deshalb gleichermaßen.

Designerin Franziska Bergmiller liebt zarte, entsättigte Farben

Designerin Franziska Bergmiller liebt zarte, entsättigte Farben

MM: An die Kindermode wird oft der Anspruch gestellt, funktional und vor allem günstig sein zu müssen. Wie positionieren Sie sich mit Ihrem Label?

FB: Das mit der Funktionalität ist in der Tat ein sehr deutsches Phänomen. Ich denke wer, rein funktionale Kindermode sucht, findet die auch. Ich positioniere mich da insofern woanders, weil ich der Meinung bin, dass Kindermode, trotz einer sinnvollen Funktionalität, auch schön und individuell sein darf. Diese Dinge lassen sich durchaus verbinden.

Meine Entwürfe sehen zwar nicht auf den ersten Blick nach Sandkasten aus, sie sind aber durchaus alltagstauglich, wie es mir meine Kinder täglich beweisen. Was den Preis angeht, so glaube ich, dass hier noch ziemlich umgedacht werden muss. Auch ich mische privat günstige Sachen, die ich auf dem Flohmarkt erstehe, mit neuen, hochwertigeren Sachen.

Günstige Kindermode, also Mode von Billigherstellern, ist zumeist auch sehr billig, d.h. nicht unbedingt qualitativ hochwertig produziert. Dies bedeutet, dass weder auf diejenigen, die die Kleidungsstücke fertigen, noch auf die Umwelt in der Produktion Rücksicht genommen wird.

Hier geht es natürlich um eine Frage der Einstellung. Ich bin der Meinung, dass es besser ist, weniger zu kaufen, und dafür in guter Qualität und fair produziert. Das Nachhaltigste an einem Kleidungsstück ist sein langes Leben. Vor allem wenn man selber Kinder hat, kommt man in unserer Zeit, so denke ich, nicht darum herum, sich mit dem Umgang mit unseren Ressourcen zu beschäftigen.

Cape Lea und Rock Ronja aus der aktuellen AW16 Kollektion

Cape Lea und Rock Ronja aus der aktuellen AW16 Kollektion

MM: Woher holen Sie sich die Inspiration für Ihre Kollektionen?

FB: Ich hole mir die Inspirationen für meine Kollektionen im Prinzip von überallher. Es können Menschen sein, die man auf der Straße sieht, Kunst, Photographie, aktuelle Mode oder Anregungen aus der Kostümgeschichte. Man sieht etwas in einem Buch, auf einem Foto oder an einem Menschen, und daraus entwickelt sich dann eine Idee – das geschieht meist ganz unbewusst.

MM: Können Sie uns verraten, welches Ihre Lieblingsteile aus der neuen Herbst/Winter-Kollektion sind?

FB: Ich persönlich liebe die Coco Bluse, das Lea Cape, das Tilda Kleid, das Balthasar Hemd und die Kasimir Hose. Alle fünf Teile lassen sich sehr vielseitig einsetzen und ich kombiniere sie gerne ungewöhnlich. Einige davon können sowohl Jungen, wie auch Mädchen tragen.

Meine Tochter hatte neulich zum Beispiel die Coco Bluse mit der Kasimir Hose an, und das sah sehr cool aus. Das Balthasar Hemd, das mein Sohn gerne trägt, eignet sich sowohl für festliche Anlässe als auch für den Alltag. Das Hemd ist aus Indigo gefärbtem Denim und die Farbe wäscht sich etwas unregelmäßig aus, was wunderschön aussieht. Das Schöne an diesen Teilen ist für mich, dass sie sowohl zeitgemäß als auch zeitlos sind – das ist ein wesentlicher Grundgedanke meiner Entwürfe.

MM: Vielen Dank für das Interview, Frau Bergmiller.

Hemd Balthasar ist ein echtes Allround-Talent und eignet sich sowohl für die Schule, zum Spielen als auch für festliche Anlässe

Hemd Balthasar ist ein echtes Allround-Talent und eignet sich sowohl für die Schule, zum Spielen als auch für festliche Anlässe

Die Herbst/Winter-Kollektion 2016 „Urban Circus“ ist im LOVE Kidswear Onlineshop erhältlich.

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