TASCHEN hisst den JOLLY ROGER
Long John Silver lehnt an der Reling und blickt den Leser herausfordernd an, die Pistole in der rechten Hand, seinen Papagei Käpt’n Flint auf der linken Schulter, und vom Mast weht der Jolly Roger. Eigentlich braucht es die goldgeprägte Aufschrift auf dem Cover gar nicht mehr. Der Leser sieht auf den ersten Blick, was in diesem Prachtband aus dem TASCHEN Verlag enthalten ist: prall bebilderte Piratengeschichten für den Coffee Table.
WIR SIND PIRATEN UND FAHREN ZU MEERE
Von allen Piraten, die je eine Gefahr für die christliche Seefahrt dargestellt haben, ist der einbeinige Bösewicht Long John Silver aus Robert Louis Stevensons Erzählung Die Schatzinsel sicher der bekannteste und schillerndste. Und auch sonst versammelt sich hier alles, was zum Themenpark Piraten gehört: die geheimnisvolle Karte einer Schatzinsel, ein Schiff unter Segeln, biedere Handelsmänner gegen schurkische Piraten auf exotischem Eiland, jede Menge Scharmützel, am Schluss Haufen gemünzten Goldes für die Guten. Und für jugendliche Leser wichtig: die Identifikationsfigur im gleichen Alter, Jim Hawkins, der das Geschehen erzählt.
IHR SEELEUT’, HABT ACHT
Jeder kennt den Roman, kaum einer seinen Anfang. Daniel Defoes Robinson Crusoe startet mit einem Akt der Piraterie, denn da sind Seeräuber aus Nordafrika, die ein britisches Handelsschiff kapern, den jungen Matrosen Robinson Crusoe rauben und versklaven. Mit seinem Ausbruch aus der Sklaverei beginnt die eigentliche Lebensfahrt des Helden, die ihn schiffbrüchig auf einer Insel stranden lässt. Wie er dort über dreißig lange Jahre gezwungenermaßen Allrounder in Sachen Selbstversorgung wird, gehört dann wieder zum Allgemeinwissen.
WIR TREIBEN DIE BEUTE MIT FLIEGENDEN SEGELN
Zugegeben: Nicht alles hält dem Realitätscheck stand, was der Amerikaner Howard Pyle über die Großen der Seeräuberei in seinem Buch der Piraten ausbreitet. Und auch Jules Verne, von dem die Geschichte Die geheimnisvolle Insel enthalten ist, lässt bekanntlich gerne der Fantasie den Vortritt vor der Wirklichkeit. Dafür ist die Editionsarbeit der beiden Autoren Robert E. May und Jill P. May absolut hieb- und stichfest. In einem knapp 50-seitigen Essay schlagen die beiden den Bogen von den Piraten, die schon Julius Cäsar geplagt haben, zu denjenigen, die gegenwärtig am Horn von Afrika die Containerschiffe entern. Auch wird jede der vier Piratengeschichten auf einem goldenen Vorsatzblatt mit einer erklärenden Einleitung versehen. Aber das ist noch nicht alles …
Vom Glossar bis zu den bibliographischen Nachweisen für weiterführende Literatur ist alles da, jeder Text- und Bildnachweis wird erbracht. Nicht zuletzt trägt die bibliophil-aufwändige Gestaltung dazu bei, dass dieses Buch einen Ehrenplatz in jeder Kapitänskajüte verdient. Mit der vorliegenden deutschsprachigen Ausgabe der amerikanischen Pirate Tales hat der TASCHEN Verlag wahrlich einen Schatz gehoben.
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