HERR der HITS

by Anna Milan

Anzeige | Früher gab er Noten, heute gibt er den Ton an: Herr Horn hat es vom Klassenzimmer auf die Konzertbühne geschafft und wird gerne mal als der „David Guetta der Kindermusik“ bezeichnet. Waschechte Dance-Beats statt „Ditschi-Datschi-Dudelei“! Mit seinen modernen Sounds gilt der ehemalige Grundschullehrer als Pionier der Neuen Deutschen Kindermusik. Ob freakiger „Elefantenfunk“ oder poetische Ballade – Simon Horn aka herrH schreibt Songs für Kinder, die tatsächlich auch deren Eltern hören wollen.

Zum 10-jährigen herrH Jubiläum meldet sich der Vollblutmusiker mit seinem 7. Album zurück. Welche Messages auf der neuen Platte Meine Mütze und Ich versteckt sind, warum Kinder Kindermusik brauchen, und, warum es damals an der Zeit war, neue Töne anzuschlagen, das erzählt uns herrH im Interview …

„Gerade in der Kindheit ist man extrem offenohrig und kann supergut Musik in allen ihren wundervollen Facetten entdecken.“

MILAN Magazine: Lieber Simon, seit wann spielt die Musik in deinem Leben?

Simon Horn: Die war eigentlich schon immer da! Ich komme aus einem ganz musikalischen Elternhaus und wir hatten ein Tonstudio im Keller! Ich glaube, ich war drei oder vier Jahre, als ich zum ersten Mal vor dem Mikro stehen durfte!

MM: Warum brauchen Kinder eigentlich Kindermusik?

SH: Jeder Mensch braucht Musik, ganz besonders auch die Kinder! Gerade in der Kindheit ist man extrem offenohrig und kann supergut Musik in allen ihren wundervollen Facetten entdecken. In der Lebenswelt der Kinder gibt es einfach Dinge, die ganz wichtig sind und auch andere Themen, die einfach nicht auf den Kinderspielplatz gehören!

MM: Man könnte jetzt felsenfest behaupten, „Alle meine Entchen“ und Rolf Zuckowski tun es doch auch noch. Warum war es an der Zeit, neue Töne in den Kinderzimmern anzuschlagen?

SH: Die Klassiker bleiben Klassiker und sind absolut wichtig und wertvoll! Als ich vor zehn Jahren durch meine Zeit an einer Grundschule mich mehr mit Kindermusik befassen durfte, hatte ich das Gefühl, dass vieles noch so klingt, wie die Musik, mit der ich damals groß geworden bin. Zeitgleich hatte ich das Gefühl, dass die Lebenswelt der Kinder sich verändert hat. Jede Generation hat ihre Sprache und ihre Musik und ich wollte ausprobieren, ob meine Musik nicht der Soundtrack für die Kinder und Familien von heute sein kann!

MM: Deine Kindermusik klingt beinahe so, als hätten Peter Fox und David Guetta mitgemischt. Wie würdest du selbst deinen Musikstil beschreiben?

SH: Vielen Dank fürs Kompliment 🙂 ! Musikalisch ist das wirklich im positivsten Sinne ein ganz schön wildes Durcheinander oder anders formuliert: Ich liebe es den Kindern Musik in vielen Facetten zu zeigen! Weil wir damals das Gefühl hatten, das, was hier entsteht, passt nicht wirklich in eine Schublade, haben wir einfach eine neue zusammengezimmert. Auf dieser steht: „Neue Deutsche Kindermusik – zeitgemäße und kindgerechte Musik für die ganze Familie!“

MM: Nimm uns doch mal mit in dein Tonstudio: Wie entsteht eigentlich ein herrH Song? Und woher holst du deine Inspiration?

SH: Seit dem ersten Moment schreibe ich die Songs mit einem guten Freund „herrW“ zusammen, der alle Songs produziert. „Ich bin ein Pinguin“ war unser erster Song den wir zusammen geschrieben haben. Seit dem fühlt es sich so an, als wenn zwei kleine Jungs wie damals auf ihrem Autoteppich im Kinderzimmer alles um sich herum vergessen und einfach nur spielen! Und genau so ist es jetzt immer noch, nur dass wir mittlerweile im Tonstudio sind und mit Worten, Tönen und Instrumenten spielen dürfen! Die Inhalte purzeln dann aus unseren Kinds- & Chaosköpfen raus! Ein wirkliches Rezept oder eine Agenda gibt es da eigentlich nie, sondern irgendwie ist es jedes Mal ein wenig magisch und wir sind beide mehr als überrascht, was da so alles rauspurzelt!

MM: Mit deinem neuen Song „Anders Sein“ bringst du den Kids das Thema Selbstakzeptanz näher. Welche anderen Themen und Messages willst du deinen jungen Zuhörer:innen auf deinem neuen Album vermitteln?

SH: Ich liebe es auf jedem Album neben ganz viel Quatsch, Leichtigkeit und Lebensfreude auch immer ein paar „Haltungsnoten“ zu platzieren. Auf „Meine Mütze und Ich“ findest du neben Selbstakzeptanz auch in „Mein Schmetterling“ einen Song über das Loslassen oder in „Wunderwelt“ einen Song über die Schönheit dieses Planeten! Ansonsten gibt’s einfach natürlich ganz viel aus der Lebenswelt der Kinder und Familien wie z.B. Fahrrad fahren, der Wunsch nach einer Aufräummaschine, und den Wunsch zaubern zu können. Und selbstverständlich dürfen auch ein paar Party Songs, mit denen die Pfannen von den Dächern fliegen, nicht fehlen!

MM: Inwiefern spielt der ehemalige Grundschullehrer Herr Horn eine Rolle beim Komponieren?

SH: Der „Herr Hoooooaaaaan“ ist natürlich ein Teil von mir, der allerdings im Musik machen keine aktive Rolle spielt. Ich setze mich nicht hin und versuche pädagogische Vorzeigemusik zu machen und z.B. eine Anleitung für den Fahrradführerschein zu singen, sondern schreibe lieber über das Gefühl, wie schön es ist einfach mit dem Fahrrad loszuballern! Als Kind habe ich nämlich genau das geliebt! Mein Fahrrad hat mir zum ersten Mal die Möglichkeit und das Gefühl gegeben, dass ich überall hinfahren kann!

MM: Woran merkt man, dass ein Song gelungen ist?

SH: Wenn du mich fragst ist so ein Song für mich eigentlich nie so richtig fertig. Auch mit Abstand kommen mir immer noch ganz viele Ideen, was man nicht doch irgendwie nochmal ausprobieren und anders machen könnte! Irgendwann muss er aber dann abgegeben werden und bis dahin hauen wir uns alle Tage und Nächte um die Ohren!

MM: Live auf der Bühne zu stehen ist für dich das Größte. Welches Erlebnis ist dir dabei besonders im Gedächtnis geblieben?

SH: Ich durfte letztes Jahr als herrH mein größtes Konzert vor 12.000 Menschen in Berlin spielen! Mit meiner Musik so viele Menschen zu erreichen war schon absolut unvorstellbar und als dann auch noch so viele angefangen haben alle Songs von vorne bis hinten mitzusingen war es ein Moment, den ich niemals vergessen werde!

MM: Unser Favorit auf deinem neuen Album ist der Song „Mein Schmetterling“. Gibt es einen Song auf der Platte, der dir ganz besonders am Herzen liegt?

SH: Die Frage ist ziemlich gemein, da alle meine Songs sich wie meine eigenen musikalischen Babys anfühlen. Und dann fühlt sich die Frage so an, als wenn du einen Papa fragen würdest: „Welches deiner Kinder magst du am liebsten?“. Ich liebe die alle! Jeden so, wie es ist!

MM: Wo siehst du herrH in der Zukunft, sagen wir mal in fünf Jahren?

SH: Ich darf immer in ganz viele „Freundebücher“ schreiben! Dort gibt es oftmals eine ähnliche Frage nach „Was willst du mal werden oder erreichen?“. Darauf habe ich immer geantwortet: „Papa werden und eine goldene Platte bekommen“. Das Papa werden hab ich schon mal geschafft 🙂

MM: Vielen Dank für das Interview, Simon!

Unser Fazit: Zum Glück hat Herr Horn vor 10 Jahren den Zeigestab gegen das Mikro getauscht! Um die Kindermusik auf den Kopf zu stellen. Mit seiner Neuen Deutschen Kindermusik dürfte herrH selbst Menschen überraschen, die das Genre sonst eher belächeln. Seine neue Platte Meine Mütze und Ich ist, wie er selbst sagt, ein „herzerwärmendes Durcheinander“: Vom ultimativen Party-Song bis zum Track mit Tiefgang – moderne Songs für Kinder, die Spaß machen und auch mal nachdenklich stimmen.

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